Sunday, November 1, 2015

Einmal Tennessee und zurück

"Put on my blue suede shoesAnd I boarded the planeTouched down in the land of the Delta BluesIn the middle of the pouring rain"

Chattanooga

Diese Zeilen aus dem Song "Walking in Memphis" von Marc Cohn, hatte ich im Kopf, als ich letzten Donnerstag mit dem Flugzeug in Chattanooga gelandet bin. Wow, wo bin ich hier gelandet? Alles irgendwie anders, langsamer, aber spannend und interessant. Chattanooga ist eine Kleinstadt, die wirtschaftlich stark gelitten hat, als die großen Industriebetriebe ihre Türen geschlossen haben. Viele gutbezahlte Arbeitskräfte haben ihren Job verloren und zu einer hohen Arbeitslosenquote geführt. Mehr als 20 Jahre hat die Stadt gebraucht, um sich von diesem wirtschaftlichen Untergang zu erholen. Heute hat Chattanooga den Tourismus für sich entdeckt. Ansonsten finden eine ganze Menge Sportveranstaltungen in Chattanooga statt. Die größte Veranstaltung ist ein Ironman.

Chattanooga Airport
Die orangenen Laufschuhe
Statt Lederschuhen hatte ich meine Laufschuhe an.
Downtown Chattanooga

Coco Cola in Chattanooga

Ein paar weise Worte.

Market Street Bridge über den Tennessee River

Sonnenuntergang am Tennessee River

Leider auch hier: Bausünden

"Kleine Kuchenauswahl" in einem lokalem Cafe
Ich war hier angekommen um an einer, ich möchte mal vorsichtig sagen, verrückten Veranstaltung teilzunehmen: ein Staffellauf von Chattanooga nach Nashville. Distanz ca. 200 Meilen (ungefähr 320 km). Teams haben entweder 12 oder 6 Läufer. Gelaufen wird die ganze Zeit. Egal wie spät es ist. Ankunft aller Läufer in Nashville ca. 24-30 Stunden später.
Mein Team bestand aus 12 Läufern und jeder von uns ist 3 mal in dieser Zeit gelaufen. Die zu laufende Distanz pro Läufer variierte zwischen 3 und 10 Meilen.

Jedes Team hat 2 Vans mit jeweils 6 Läufern. Ich war in Van 1 unseres Teams und der letzte Läufer der 6er Gruppe.
Ich bin das erste mal am Freitag um 14:30h unterwegs gewesen. 3.1 Meilen in der prallen Mittagssonne. Nicht meine Lieblingsbedingungen zum Laufen. Aber was solls. Immerhin hatte ich eine relativ flache und kurze Strecke zu absolvieren.

Mein nächster Einsatz war dann erst Nachts um 23:30h. Kurze und flache Strecke mit 2.7 Meilen Länge. Der letzte Lauf war dann am nächsten Tag um 9:00h. Diesmal 4.5 Meilen und mit ziemlich vielen Anstiegen. Immerhin war die Temperatur angenehm zum laufen.
Danach war ich aber auch froh, dass ich nicht nochmal Laufen musste.
Nach dem letzten Lauf. Fertig, aber glücklich.

Jo, genau das richtige nach dem Laufen: Zucker, Mehl und Fett in Kreisform. Auch als Donut bekannt.

Zieleinlauf in Nashville bei bedecktem Himmel

Lea und ich warten mit den anderen auf die Ankunft unserer 6 Läufer aus Van Nr. 2

Sehr coole Idee: alle unsere Medaillen ergeben zusammen eine grosse Medaille

Abendessen mit dem gesamten Team nach fast 30 Stunden

Die ganze Veranstaltung war sehr gut organisiert. Viele Helfer bei den Übergabestellen. Für die längeren Pausen wurden immer Schulen hergerichtet und die Turnhallen zu Schlafplätzen umfunktioniert. Auch in den Schulen waren sehr viele Helfer unterwegs. Sei es nun, um das Chaos auf den Parkplätzen zu koordinieren oder aber um Essen und Getränke in der Schulkantine zu verkaufen.

Drei Dinge sind mir aufgefallen, als ich in Tennessee war:

  1. Hier läuft die Zeit langsamer! Im Vergleich zur Bay Area, wo sich alles schnell bewegt, ist in Tennessee alles ein paar Takte langsamer. Aber das war sehr entspannend, obwohl die Wartezeit in Restaurants manchmal schon als grenzwertig lang zu bezeichnen war.
  2. Die Menschen sind hier sehr freundlich. Jemand hat mir gesagt, dass das die Southern Hospitality ist. Aufgesetzt und hinter der Fassade sieht es anders aus. Ich hab mich dort aber sehr wohlgefühlt und die Interaktion mit den Menschen war ausgesprochen nett.
  3. Es mangelt hier nicht an Kirchen!!!

Nashville ist cool!

Wirklich? Ja, ich finde schon. Die Stadt hat ein paar schöne Ecken. Für Unterhaltung ist auf dem Broadway gesorgt. Bars und Restaurants mit Live Musik. Country Musik ist nicht jedermanns Sache, aber es passt alles zusammen hier. Die Menschen haben Spass und die Stimmung war überall toll. Es gibt noch ein Football und ein Eishockey Team. Beide Teams haben ihre Stadien in Laufweite vom Broadway. Rundherum um den Broadway gibt es eine ganze Menge Geschäfte zum Einkaufen (Cowboy Hut und Stiefel gefällig?). Des Weiteren sind noch eine Menge Museen vorhanden. Allen voran die Country Music Hall of Fame. Leider war die Hall of Fame am Sonntag geschlossen und wir sind ins Johnny Cash Museum gegangen. Sehr interessant und in einer Stunde gut zu schaffen.
Der hippste und teuerste Coffeeshop in Nashville
Noch eine kurze Anekdote zum oben abgebildeten Coffeeshop: ich wollte für mein Team Kaffee besorgen, da wir vor dem Restaurant auf unser Frühstück etwas länger warten mussten (Ansage was 30 Minuten). Ich bin also schnell um die Ecke gegangen, hab dort ein paar Kaffee geordert und wollte dann schnell wieder zurück sein, damit die anderen ihren Kaffee trinken konnten solange sie in der Schlange draussen warten mussten. Nach 20 Minuten bekam ich eine Nachricht von meinem Team. Die Frage nach dem Kaffee musste ich verneinen und meine Bestellung hab ich per SMS übermittelt. Leider hatte ich nach 20 Minuten immer noch keinen Kaffee in der Hand. Kurz darauf hab ich den Kaffee bekommen und bin schnell wieder zurück zum Frühstückslokal. Schmunzelnde Gesichter bei meiner Ankunft. Der Kaffee war gut und teuer (Cappucino $5,50, Ice Cafe Latte $7,50) und hat ewig gedauert. Wie ich eingangs schon mal erwähnte: alles läuft hier langsamer als anderswo. Lektion gelernt.


Und zurück in die Bay Area

Die Kolumne in der New York Times heißt  "36 Stunden in xxx" (xxx=nimm irgendeine Stadt auf der Welt). Leider hatte ich weniger als 36 Stunden in Nashville. Ich hab ein bisschen was gesehen von der Stadt. Aber es gibt noch soviel andere Dinge zu entdecken, die ich mir für einen zukünftigen Besuch gemerkt habe. Also, bis bald mal wieder in Nashville. Dann mit etwas mehr Zeit.